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Alternative Finanzierungsmodelle

– Ein Workshop-Bericht

from 24.05.2017

Können alternative Finanzierungswege die chronische Unterfinanzierung von Dokumentarfilmproduktionen durch die öffentlich-rechtlichen Sender ergänzen bzw. ersetzen? Diese Frage beschäftigt die deutsche Dokumentarfilmszene seit Langem, und Anfang Mai 2017 stand sie auch im Mittelpunkt des AG DOK-Workshops, der alljährlich während des Münchner DOK.fests stattfindet. Ein breites Spektrum erfahrener Experten präsentierte den Teilnehmerinnen und Teilnehmern der gut besuchten Veranstaltung alternative Modelle zur Filmfinanzierung wie Crowdfunding, Spenden, Sponsoren- oder Stiftungsgelder.

Zu ihnen zählten die drei Filmemacher, Autoren und Produzenten Carmen Eckhardt, Herdolor Lorenz und Walter Steffen, die von ihren Erfahrungen mit alternativen Finanzierungswegen berichteten. Mit Pauline Mazenod, der Geschäftsführerin des Weltvertriebs Windrose, floss auch die Vertriebs-Perspektive mit ein, der Fundraiser Christoph Klotz gab Einblicke in seine Tätigkeit an der Schnittstelle zwischen Filmemachern und Förderinstitutionen und Bernd Wolpert, Leiter des Evangelischen Zentrums für entwicklungsbezogene Filmarbeit, berichtete aus der Perspektive eines Geldgebers.

Bei seiner Arbeit, so Bernd Wolpert, gehe es darum, Filme zu fördern, die Bildung in einem weiten Sinn vermitteln (so etwa der Gewinner des Bayerischen Filmpreises 2016: La Buena Vida von Jens Schanze). Diese Förderung könne schon in der Entwicklung beginnen, aber da die Mittel begrenzt seien, wünsche man sich grundsätzlich für die unterstützten Projekte weitere Kooperationspartner.

Bernd Wolpert vom Evangelischen Zentrum für entwicklungsbezogene Filmarbeit umriss die Kriterien für Förderung durch sein Haus.
Der Fundraiser Christop Klotz gab Einblicke in seine Tätigkeit an der Schnittstelle zwischen Filmmachern und Förderern.

Christoph Klotz gab einen kompakten Überblick auf die Fördermöglichkeiten durch Stiftungen und NGO's, hier speziell im angloamerikanischen Raum – bei denen aber auch deutsche Filmemacher Anträge stellen können, insbesondere bei internationalen Ko-Produktionen. Diese Förderer haben meist, so Christoph Klotz, eine jeweils spezifische Ausrichtung, sei es, dass sie primär die Recherche für ein Projekt fördern, die Fertigstellung oder auch das Herausbringen eines Films. (Hier seine Präsentation als PDF zum Download.)

Der Filmemacher Walter Steffen berichtete, dass er mit alternativen Finanzierungswegen zu experimentieren begann, als ein bereits von einem Sender zugesagtes Projekt nach einem Jahr Vorbereitung kurzfristig abgesagt wurde. „Es gibt Filme, die muss man machen und die wollen erzählt werden“, sagte er. Das Projekt (Endstation Seeshaupt) wurde dann in Zusammenarbeit mit Gemeinden realisiert, die inhaltlich eine Rolle spielten und zu seinem – auch international – bislang erfolgreichsten Film.

Walter Steffen realisierte einen Film in Kooperation mit Gemeinden,
die in seinem Film eine Rolle spielten.
Carmen Eckhardt fand für ihr aktuelles Projekt viele Unterstützer über eine Crowdfunding-Plattform.

Die Autorin, Regisseurin und Produzentin Carmen Eckhardt entschied sich unter ähnlichen Umständen, einen alternativen Finanzierungsweg auszuprobieren: auch bei ihr führte ein Wechsel in einer Redaktionsleitung zu einer kurzfristigen Senderabsage, und da sie den Film unbedingt machen wollte, startete sie den Versuch mit einer Crowdfundingplattform. Carmen Eckhardt sammelte zunächst 7.500 Euro für die Entwicklung und in einem zweiten Schritt 35.000 Euro für die Realisierung (Viktors Kopf). Nach der Fertigstellung konnte sie die Rosa-Luxemburg-Stiftung dafür gewinnen, das Projekt bei den bundesweiten Vorführungen zu unterstützen. Der Nachteil an diesem Weg sei das Ausmaß an Selbstausbeutung, resümierte sie, aber die Vorteile könnten das aufwiegen, denn es gebe keine inhaltliche Normierungen vonseiten der Sender – und man behalte die Rechte an dem Film.

Pauline Mazenod hob aus Sicht des Vertriebs hervor, dass für sie die Qualität eines Films das entscheidende Kriterium sei und man projektspezifisch schauen müsse, welcher Finanzierungsweg am ehesten passe. Sie gab einen breiten Überblick über alternative Finanzierungswege, die von neuen Kanälen wie Amazon, Netflix, Facebook und iTunes bis hin zu Museen oder auch zu thematisch spezialisierten Plattformen reichten. Aber auch die Unterstützung durch einen Künstler, etwa durch die Versteigerung eines seiner Werke, könne ein Weg sein, um Finanzierungsmittel zu generieren. Zudem verwies sie auf eine Reihe von Archiven und weiteren Institutionen, die ihr Material frei zur Verfügung stellen, entweder unter dem public domain-Label, oder aber im Tausch mit späteren Rechten am Film.

Pauline Mazenod steuerte die Vertriebs-Perspektive bei und gab
einen breiten Überblick über alternative Finanzierungswege.
Herdolor Lorenz bietet seinen Unterstützern als Gegenleistung die Möglichkeit, den fertigen Film bei sich vor Ort vorzuführen.

Der Filmemacher Herdolor Lorenz berichtete, dass auch bei ihm ein Projekt, das eigentlich bereits vom Sender zugesagt worden war, kurzfristig platzte und Auslöser für die Suche nach Alternativen war. Er probierte das Crowdfunding-Modell aus und bot den Unterstützern für ihre Spenden im Gegenzug das Recht an, den Film selbst vorzuführen. Dies hatte den sehr willkommenen Nebeneffekt, dass nach Fertigstellung überall im Land selbstorganisierte Filmvorführungen stattfanden und diese zusätzliche Aufmerksamkeit auf den Film lenkten – etwa in Form von Interviews mit Magazinen und Zeitungen. Auf diese Weise liefen manche seiner Filme – etwa Water Makes Money – bis zu fünf Jahre. Der Nachteil sei, dass man zu viele Jobs in einem machen müsse, aber der Vorteil ist, dass man unabhängig mit einem Projekt beginnen könne, so Herdolor Lorenz. Der erste Schritt dabei, das habe sich im Zuge der Folgeprojekte herauskristallisiert, sei immer die Erstellung einer eigenen Projekt-Website und die Suche nach Organisationen, die sich beteiligen könnten. Ein Großteil der Arbeit sei dann die Kommunikation, denn Unterstützung könne dann bereits durch das schlichte Weiterleiten des Aufrufs geleistet werden.

Im zweiten Teil der Veranstaltung teilten sich die Podiumsgäste sowie das anwesende Publikum in zwei Gruppen auf, um mit den beiden Schwerpunkten des alternativ finanzierten Filmemachens einerseits und der alternativen Vertriebsformen andererseits noch mehr in die Tiefe zu gehen. Anschließend traf man sich wieder im Audimax und stellte die wesentlichen Ergebnisse der Gruppenarbeit vor. So gelang es in den knapp drei Stunden, einen recht umfassenden Überblick des Themas alternative Finanzierungswege zusammenzutragen.

Wer mehr wissen möchte – es gibt eine Aufzeichnung der Veranstaltung, die unter diesem Link angeschaut werden kann.

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