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Für eine lebendige Dokumentarfilmkultur

Die AG Dokumentarfilm wird 40. Von Thomas Frickel.

vom 20.01.2020

„Das Fernsehen hat den Dokumentarfilm zum bebilderten Journalismus degradiert, für das Kommerzkino ist er erst recht nicht existent. Dieser Entwicklung wollen wir nicht mehr tatenlos zusehen. Deshalb schließen wir uns in der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm zusammen. Was wir brauchen, ist eine lebendige Dokumentarfilmkultur!“ Sätze aus der Gründungs-Erklärung der Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm vom 19. September 1980. Und zugleich Sätze, die ich nach vierzig Jahren immer noch bedenkenlos unterschreiben könnte. Sie haben nichts von ihrer Aktualität verloren. Also: alles auf Anfang? Hat sich der größte Berufsverband der deutschen Film- und Medienbranche 40 Jahre lang in einer Zeitschleife verhakt? Waren 40 Jahre AG Dokumentarfilm, waren 40 Jahre des Aufbäumens gegen die Geringschätzung des Genres und seiner Möglichkeiten nur ein nicht enden wollender Murmeltier-Tag? Natürlich nicht. Die Geschichte der AG DOK lässt sich viel besser als Erfolgsstory erzählen.

Breite Unterstützung im kulturpolitischen Raum

Denn sicher hat die beharrliche Arbeit des Verbandes dazu beigetragen, dass der Dokumentarfilm heute auf allen Ebenen der deutschen Filmpolitik akzeptiert, geachtet und geschätzt wird. In Reden exponierter Politikerinnen und Politiker und in medienpolitischen Statements der Parteien wird er gesondert hervorgehoben, mit Julian Nida-Rümelin, Bernd Neumann und Monika Grütters waren bereits drei Kulturstaatsminister Gäste der AG DOK-Mitgliederversammlung und sie haben sich dort – und nicht nur dort – unmissverständlich und nachdrücklich zur Unterstützung des Genres bekannt. Auch im kulturpolitischen Spektrum der Parteien stößt die AG DOK immer wieder auf Sympathie. Aus dem bescheidenen Zusammenschluss von rund 80 enthusiastischen Verfechtern eines damals an den Rand gedrängten Genres hat sich seit 1980 der mitgliederstärkste Berufsverband der unabhängigen Filmszene in Deutschland entwickelt. Schmuddelkinder, die vor 40 Jahren in der Filmbranche kaum wahr- und ernstgenommen wurden, sind zu veritablen Gesprächspartnern geworden, deren Rat vielleicht gerade deshalb als besonders authentisch empfunden wird, weil in keinem anderen Bereich des Medienbetriebs kreative Arbeit so miserabel bezahlt wird. Ein früherer Chef der sendereigenen Bavaria-Studios bekannte einst öffentlich, ihm seien die Tränen gekommen, als er zum ersten Mal einen Dokumentarfilm-Vertrag gesehen habe.

Mit dem Wissen um die schwierige wirtschaftliche Lage allein ließe sich die weitgreifende Sympathie für das Dokumentarische allerdings nur schwer erklären, käme da nicht der inhaltliche Aspekt hinzu. Dokumentarfilm – das ist ein Medium von anerkannt hoher Glaubwürdigkeit – ein Bollwerk gegen eindimensionale Erklärungsmuster und „fake news“. „In einer Zeit der zunehmenden Isolierung der Menschen voneinander, der Machtlosigkeit des Einzelnen aufgrund undurchschaubar gewordener Entscheidungsmechanismen und Lebenszusammenhänge, ist bewußte Dokumentarfilmarbeit wichtiger als je zuvor“, hieß es bereits in der Gründungs-Erklärung, und sowohl die politische als auch die gesellschaftliche Entwicklung der letzten 40 Jahre sorgten dafür, dass diese Aussage zu keiner Zeit unzeitgemäß wurde. Über vier Jahrzehnte hinweg hat sich die AG DOK in Zeitungsartikeln und Interviews, in Podiumsdiskussionen und Bundestagsanhörungen, in politischen Konsultationen im Vorfeld von Gesetzgebungsverfahren und in Schreiben an die medienpolitisch Verantwortlichen unseres Landes immer wieder mit dem gleichen Credo zu Wort gemeldet: der Dokumentarfilm ist wichtig, weil er zur Sicherung der Meinungsvielfalt beiträgt. Weil er uns an der Lebenswirklichkeit, an den Sorgen, aber auch am Glück anderer Menschen teilhaben lässt, und damit, wenn er gut gemacht ist, sein Publikum auf der Ebene des elementar Menschlichen packt. Weil er jenseits ausgestanzter journalistischer Schablonen mit Neugier, Respekt und Einfühlungsvermögen hinter die Kulissen und unter die Oberfläche unserer Gesellschaft oder auch fremder Kulturen schaut und komplexe Zusammenhänge verständlich machen will, wo Angst, Unverständnis und Ablehnung herrschen. Gute Dokumentarfilme können die Zentrifugalkräfte abfedern, die unsere Gesellschaft auseinandertreiben. Oder, noch einen Hauch pathetischer: der Dokumentarfilm ist ein Lebensmittel unserer Demokratie. Gäbe es zu „wichtiger als je zuvor“ einen Superlativ, jetzt wäre er fällig.

Offen für alle, die sich dem Genre verbunden fühlen

Es war eine politisch bewegte Zeit, in der sich die Gründung der „Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm“ vollzog – auch und gerade für die unabhängigen Filmszene. Ein Jahr zuvor hatte sich in Hamburg das erste Filmbüro gegründet und Anspruch auf selbstverwaltete Fördermittel erhoben, und in anderen Bundesländern gärten bereits ähnliche Initiativen von Filmschaffenden. Schon Monate vor dem eigentlichen Gründungsdatum hatten auch Deutschlands Dokumentarfilmschaffende damit begonnen, ihren Zusammenschluss vorzubereiten, kam es doch unter anderem darauf an, regionale Interessenunterschiede auszugleichen. Der dabei gefundene Kompromiss führte dazu, dass der junge Verein aus 84 Indianern am Ende von 14 Häuptlingen geführt wurde – je zwei aus Hamburg, Bremen, Nordrhein-Westfalen, Hessen, Baden-Württemberg, Bayern und (West)-Berlin. Auf das „West“ legte man damals übrigens besonderen Wert, denn zu dem regionalen Proporz gesellte sich unausgesprochen noch ein politischer: die verschiedenen Strömungen des damaligen politischen Spektrums spiegelten sich auch in der Dokumentarfilm-Szene und mussten bei der Vorstandswahl berücksichtigt werden. Auch die daraus resultierenden Widersprüche wurden bereits im Gründungspapier thematisiert – richtig überwunden wurden sie freilich erst sechs Jahre später, nachdem eine Mehrheit der damals 170 Mitglieder für den eigenständigen Fortbestand der AG DOK und gegen ein Aufgehen in der damals gerade neu gegründeten Mediengewerkschaft votiert hatte. Parallel dazu legte eine Satzungsreform den Grundstein der Strukturen, innerhalb derer sich der Verband bis heute bewegt. Beibehalten wurde dabei die Offenheit für alle, die sich dem Genre verbunden fühlen. In der AG DOK finden sich deshalb nicht nur die kreativen Bereiche Buch und Regie, Kamera und Schnitt, sondern von Anfang an kümmert der Verband sich auch um die Probleme der Dokumentarfilm-Produktion (deren Interessen in diesem Segment der Branche ja im Typus der „Rucksackproduzenten“ ohnehin oft miteinander verschmolzen sind.) Aber auch Festivals, Weiterbildungs-Institutionen sowie Lehrende an Hochschulen und in Institutionen der Filmwissenschaft zählen zu den Mitgliedern.

„Die Räuber – Jetzt in den Mediatheken von ARD und ZDF“

Dass es gelang, diese unterschiedlichen Interessen über vierzig Jahre hinweg relativ geräuscharm zu einen, ist in der zuweilen doch recht streitfreudigen Filmbranche nicht selbstverständlich und sicher hat es damit zu tun, dass der Dokumentarfilm anfangs auf allen Ebenen der Film- und Medienpolitik ignoriert und ausgegrenzt wurde. Das Gefühl, als Außenseiter behandelt zu werden, schweißt zusammen. Und so erzählt die Verbandsgeschichte denn auch erst einmal vom Ebnen eines steinigen Weges – und von allerlei Spontan-Aktionen, die dem noch jungen Verband vor allem Aufmerksamkeit eintrugen. Schon bald nach ihrer Gründung forderte die AG DOK bei einer spektakulären Bühnenbesetzung während der Oberhausener Kurzfilmtage die Rückkehr zur „Frechheit in den Grenzen von 1968“; als 1988 erstmals ein europäischer Filmpreis vergeben wird, protestierte sie unter dem Motto „Kein Filmpreis für Lumiere“ dagegen, dass man dort eine eigenständige Dokumentarfilm-Kategorie vergessen hatte und der Hessischen Ministerin für Wissenschaft und Kunst stellte die AG DOK öffentlichkeitswirksam ein „Armutszeugnis“ aus. Als die Berlinale dem Verband 1998 einen eigenen Messestand auf dem Europäischen Filmmarkt verweigerte, verteilten AG DOK-Mitglieder ihr Info-Material im Festival-Zentrum aus Bauchläden heraus, und ein Jahr später erstritt der Verband dann in einem gerichtlichen Verfügungsverfahren gegen die Berlinale die endgültige Öffnung des Filmmarkts für den Dokumentarfilm. Und mit der undifferenzierten Forderung nach unbegrenzter Verfügbarkeit von Filmen in öffentlich-rechtlichen Mediatheken handelten sich Gewerkschaften, Verbraucherschützer und deutscher Kulturrat prompt eine Gegen-Demonstration der AG DOK ein, die auf Plakaten lapidar darauf hinwies, dass diese Nutzungs-Rechte (übrigens bis heute!) nicht bezahlt werden: „Die Räuber – Jetzt in der Mediathek von ARD und ZDF“.

Da ist sie wieder, die „Frechheit in den Grenzen von 1968“ – inzwischen allerdings unterfüttert durch akribisch recherchierte Materialien zur wirtschaftlichen Lage der Filmschaffenden, durch Studien mit unwiderlegbarem Zahlenmaterial zur Geringschätzung dokumentarischer Arbeit in den Sendern, oder – jetzt im Jubiläumsjahr ganz aktuell – zu den senderinternen Finanzströmen und der nach wie vor nur unzureichend eingelösten Transparenzverpflichtung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Auch ein verfassungsrechtliches Fach-Gutachten zur Präzisierung des Rundfunkauftrags hat die AG DOK schon vorgelegt. Partnerorganisationen solcher Veröffentlichungen sind das renommierte Grimme-Institut, die VG Bild-Kunst oder die Otto-Brenner-Stiftung der IG Metall. Und manchmal überrascht die AG DOK die Branche auch mit unkonventionellen Ideen – so zum Beispiel mit dem nach wie vor aktuellen Vorschlag, einen Teil des Rundfunkbeitrags außerhalb der schwerfälligen Sender-Hierarchien zur Produktion freier, aber pluralistisch kontrollierter Internet-Projekte freizugeben.

Erfolge oft erst nach Jahren

Natürlich wissen wir, dass sich solche Ideen nicht von heute auf morgen umsetzen lassen. Doch zu den hervorstechendsten Eigenschaften der Dokumentarfilmschaffenden zählen von jeher Geduld – und ein gewisses Beharrungsvermögen. Ganze 18 Jahre lang hat der Verband geackert, bis er 1998 (damals als erste und lange Zeit einzige Organisation der heute so genannten „Kreativen“-Gruppe in der FFA) mit Sitz und Stimme in den Verwaltungsrat der Filmförderungsanstalt aufgenommen wurde. Jahre hat es gebraucht, bis die dahin von Spielfilmproduzenten beherrschte Verwertungsgesellschaft Bild-Kunst die Gleichstellung des Dokumentarfilms akzeptierte und den Dokumentarfilmschaffenden endlich höhere Ausschüttungsbeträge zukommen ließ. Es vergingen Jahre, bis die schon sehr früh erhobene Forderung nach einer eigenständigen Dokumentarfilm-Kategorie samt dreier dotierter Nominierungen im Reglement des Deutschen Filmpreises verankert wurde. Und volle neun Jahre (und eine Kartellrechts-Beschwerde) waren nötig, um die verkrusteten Strukturen der alten „Export-Union des Deutschen Film“ zu knacken, als Gesellschafter in die neue Struktur von German Films einzuziehen und dort dafür zu sorgen, dass sich die Auslandsvertretung des deutschen Films endlich auch dem dokumentarischen Genre öffnete. Zwar nicht ganz so lange, aber immerhin zwei Gerichtsinstanzen brauchte es, um die so genannte VFF-Klausel in Fernsehverträgen zu Fall zu bringen und damit allen Auftragsproduktionen über die Verwertungsgesellschaft VFF zu mehr Geld zu verhelfen. Und das sind nur wenige Beispiele.

Wer heute mit dem Filmemachen anfängt, wird all diese Errungenschaften für selbstverständlich halten, und aus der Sicht des Jahres 2020 sind sie das ja auch. Dass Vieles erst durch unsere film- und medienpolitische Kärrner-Arbeit möglich wurde, ist weitgehend vergessen. Die Fördermöglichkeiten für Dokumentarfilme in Deutschland – sei es nun auf Bundes- oder auf Landesebene – sind heute besser denn je, und wenngleich diese Privilegien von Zeit zu Zeit in den Debatten um ein neues Filmförderungsgesetz immer wieder aufs Neue verteidigt werden müssen, so ist der Dokumentarfilm doch zu einem festen Bestandteil des deutschen Filmfördersystems und unserer Filmkultur geworden. Also: Alles im Lot? Mission completed? Sind die Forderungen der “Duisburger Erklärung“ (denn Duisburg war Gründungsort der AG DOK) inzwischen erfüllt und ist der 40 Jahre alte Text nur noch der beständige Appell, das Erreichte zu bewahren? Schön wär´s.

Stolperstein Fernsehen

Denn leider gibt es auf dem Weg zu einer lebendigen Dokumentarfilmkultur in unserem Land noch einen ziemlich fetten Stolperstein: das öffentlich-rechtliche Fernsehen. Die medienpolitische Entwicklung der letzten vier Dekaden hat den Anliegen der Dokumentaristen ja nun nicht gerade in die Hände gespielt – im Gegenteil. Der schon 1980 beklagte große Trend zu Popularisierung und Kommerzialisierung des Medienbetriebs hält auch das öffentlich finanzierte Fernsehen fest im Griff, und wenn gespart werden muss, fällt den Technokraten in den Sendern noch immer nichts Gescheiteres ein, als ihre Daumenschrauben dort anzusetzen, wo schon immer am billigsten produziert wurde. Also bei uns. Dabei bräuchten die Sender doch gar nicht mehr Geld, um mehr Dokumentarisches zu bieten. Für die Kosten eines einzigen der vielen Krimis wären vier bis fünf Dokumentarfilme voll finanzierbar.

Doch gerade einmal 12 Sendeplätze hält die große ARD nach wie vor in ihrem Ersten Programm für den langen Dokumentarfilm bereit (die meisten davon im talkshowfreien Sommerloch), das ZDF in seinem Hauptprogramm überhaupt keinen. Einer der ganz wenigen voll finanzierten Fremd-Aufträge für einen solchen Film wird von der ARD jährlich in Form eines Preisausschreibens inszeniert – nahezu alle anderen Filme, die zu entlegenen Zeiten in entlegenen Kanälen des Senderverbunds laufen, sind allenfalls zu Bruchteilen fernsehfinanziert. Weil das mit Milliardensummen apanagierte Fernsehen im Hinblick auf den Dokumentarfilm seinen Programmauftrag vernachlässigt, stranden viele Dokumentarfilme bei der Förderung und verschwinden nach halbherzigen Kinostarts schon nach wenigen Tagen wieder von der Leinwand, obwohl sie als reine Fernsehproduktionen von Anfang an wesentlich besser aufgehoben wären. Für den genau beobachtenden, sorgfältig recherchierten und hochwertig gestalteten Dokumentarfilm ist das reichste öffentlich finanzierte Fernsehsystems der Welt auf weiten Sendeflächen ein Totalausfall. Trotzdem klopft man sich dort in einem jährlich wiederkehrenden Ritual selbstzufrieden gegenseitig auf die Schultern und lobt eine dokumentarische Kompetenz, die sich inzwischen zu 75-80 Prozent im Format-Fernsehen erschöpft. Und damit leider allzu oft in genau jenem „bebilderten Journalismus“, den bereits vor vierzig Jahren die „Duisburger Erklärung“ anprangerte.

Doch es gibt Lichtblicke.

Doch es gibt Lichtblicke. Erstmals seit Jahren verhandelt die ARD wieder mit der AG DOK, die im Verein mit anderen Organisationen bessere Urheber-Vergütungen durchsetzen will. Dabei kommt nach 40 Jahren erstmals (aber noch immer mit ungewissem Ausgang) ein anderes Anliegen aus dem Gründungspapier des Dokumentarfilmverbands zur Sprache: „Wir fordern, dass sich die Höhe der Vergütungen nicht nur nach der Sendelänge des Produktes richtet, sondern vor allem dem Aufwand an Zeit und Arbeit Rechnung trägt,“ hieß es schon 1980. Doch angesichts der unmissverständlichen Ansage von Sender-Seite, dass nicht mehr Geld im System ist und dass alles, was auf der einen Seite zugelegt wird, an anderer Stelle eingespart werden muss, mag auch da keine rechte Freude aufkommen. Auch hier ist der Fortschritt leider eine Schnecke. Oder gibt es noch was Langsameres?

Eines scheint klar: das Problem liegt im System – und vermutlich weniger an Persönlichkeiten wie Lutz Marmor oder Ulrich Wilhelm, die sich nach ihrer Amtsübernahme als ARD-Vorsitzende jeweils den kritischen Fragen der AG DOK-Mitglieder stellten. Und schon gar nicht liegt es an Frau Prof. Wille, die nach ihrem Besuch in der Mitgliederversammlung der AG Dokumentarfilm eine inzwischen sehr erfolgreiche und zukunftsweisende Programmwerkstatt ins Leben rief, in der die unabhängige Dokumentarfilm-Szene unseres Landes einmal im Jahr auf Einladung des MDR mit allen entscheidenden ARD-Redaktionen Probleme und Perspektiven des dokumentarischen Fernsehens bespricht und nach Lösungswegen sucht.

Einer schert aus

Aber die ARD ist nun einmal ein ziemlich disparater Verein, in dem auch Leute wie WDR-Intendant Tom Hasenherz den Ton angeben – überheblich, überschätzt, überfordert und überbezahlt zerlegt er aus persönlicher Eitelkeit, was andere mühsam aufgebaut haben. Auf persönlich an ihn gerichtete Schreiben und Gesprächsangebote der AG Dokumentarfilm zu antworten, ist unter seiner Würde – das überträgt er einer stellvertretenden Abteilungsleiterin. Soll dieser aufsässige Dokumentarfilmverein doch erst mal lernen, welche Welten ihn vom Intendanten des größten ARD-Senders trennen! Da ist sie wieder, die Zeitschleife. Aber diesmal hat sich nicht die Arbeitsgemeinschaft Dokumentarfilm darin verfangen, sondern der Herr Intendant ist in der Gutsherrenmentalität der achtziger Jahre steckengeblieben. Danke, Herr Buhrow! Ihr Verhalten beweist, wie wichtig starke Interessenvertretungen in der Medienbranche sind. Solange es Leute wie Sie gibt, wird ein Verband wie die AG Dokumentarfilm auch nach 40 Jahren weder überflüssig noch arbeitslos.

Im Gegenteil: das Jubiläum ist uns Ansporn zu einem neuen Aufbruch! Es wird einen neuen Vorstand geben, und eine frische, verjüngte und neu aufgestellte AG DOK wird mit Sicherheit auch neue Impulse zur Belebung der Dokumentarfilmkultur in Deutschland setzen. Schon im Januar gibt es – gleichsam zum Auftakt – in enger Zusammenarbeit mit der Kino-Branche in Hessen einen ersten landesweiten Dokumentarfilm-Tag, mitfinanziert durch die Filmförderungsanstalt FFA werden wir zu Beginn des Jahres unter dem Stichwort „Docs for Democracy“ eine breit angelegte Social-Media-Kampagne für das dokumentarische Genre starten, und im zweiten Halbjahr sollen gemeinsam mit der AG Kino und mit dem Bundesverband der Kommunalen Kinos thematische Dokumentarfilmreihen mit aktuellen Filmen, gelegentlich aber auch mit „Klassikern“ aus 40 Jahren deutscher Dokumentarfilmgeschichte angeboten werden. Ähnliche Programm-Pakete werden gerade in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut entwickelt und werden dann ebenfalls ab Mitte des Jahres weltweit zur Verfügung stehen. Und überhaupt: 40 ist das neue 20. Es gibt viel zu tun!

Ach so – und dann wartet da ja auch noch Herr Buhrow. Na, wie wär´s? Sollen wir mal einen Dokumentarfilm über Sie drehen? Ich wüsste schon einen schönen Titel – aber den verrate ich noch nicht.

Dieser Beitrag von Thomas Frickel erschien am 20.01.2020 auf medienpolitik.net

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