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Film

Filmfestivals: Freund oder Feind?

Von Daniel Sponsel

vom 12.01.2020

Über die Bedeutung und die Zukunft von Filmfestivals im aktuellen Wandel der Filmpräsentation und der Auswertung von Kinodokumentarfilmen.

Die gute Nachricht in weniger guten Zeiten für die Kultur vorweg: Kinofilmkultur kann im Gegensatz zu etlichen anderen Kulturgattungen auch im Lockdown stattfinden, wenn auch nicht in vertrauter und gewohnter Weise im Kino. Nur wenige Filmfestivals mussten ihre diesjährige Edition absagen, die meisten fanden und finden hybrid oder online statt und können dem Publikum auf dem Bildschirm Filme anbieten, die sie ansonsten im Kino präsentiert hätten. Filmfestivals können diesen neuen Weg gehen, weil sie als zeitlich und örtlich begrenzte Plattformen der weiteren Auswertung der Filme auf diese Weise nicht im Wege stehen.

Die Diskussion über die „Digitale Leinwand“ überlagerte zuletzt auch die Diskussion des AG DOK Workshops in Leipzig. Darum soll es auch in diesem Artikel gehen – doch zunächst zurück zum Ausgangspunkt.

Ein Festival kann, was ein Festival kann?

Festivals: Freund oder Feind? Mit dieser provokanten Fragestellung hat die AG DOK eine Veranstaltung im Rahmen von DOK Leipzig Industry betitelt. Im Fokus stand die Rolle von Dokumentarfilmfestivals in der Auswertungskette von Kinodokumentarfilmen, im Allgemeinen und aktuell in Bezug auf die Ausnahmesituation durch die geltenden Beschränkungen.

In zwei geschlossenen Workshops – unter der Leitung der AG DOK-Ko-Vorsitzenden Susanne Binninger bzw. des Autors dieses Beitrags – diskutierten jeweils sechs renommierte Vertreterinnen und Vertreter der Dokumentarfilmbranche und formulierten dabei ihre Anforderungen und Wünsche an die Festivals. Die beiden Workshopgruppen bearbeiteten alle Aspekte der Präsentation und Auswertung von Dokumentarfilmen im Rahmen von Filmfestivals und kamen zu interessanten und konkreten Ergebnissen.

Ein Film ist ein Film!

Eine wesentliche Unterscheidung, die getroffen wurde: Größere Festivals besitzen das Potential, eine Bühne zu bieten, um über das Festival hinaus Aufmerksamkeit für die einzelnen Filme zu generieren. Die Stärke der kleineren Festivals besteht in der Reichweite, die sie in der jeweiligen Region erzielen. Die Frage, ob Festivals der regulären Kinoauswertung Publikum wegnehmen oder vielmehr eigenes dazu gewinnen, ist mehr denn je ein Thema. Die Antwort darauf gilt zwar nicht pauschal für jeden Film, doch generell schafft mehr Aufmerksamkeit auch mehr Publikum. Diese Grundregel ist gerade für Kinodokumentarfilme essentiell, da sie nicht über große Marketingbudgets verfügen.

Eine Forderung, die in vielschichtiger Weise formuliert wurde: Ein Festival sollte in der Präsentation jedes einzelnen Films mehr individuelle Qualität bieten als das bei der regulären Kinoauswertung der Fall wäre. Das beginnt bei der Auswahl, der Besetzung der Wettbewerbe und reicht bis zur Kommunikation sowie der Qualität der Filmgespräche. Die Prämisse: Jeder Film ist einzigartig und soll von den Festivals auch so behandelt werden.

Ein Festival ist ein Festival

Für viele Kinodokumentarfilme sind Festivals der Ausgangspunkt ihrer Auswertungskette. Dabei
geht es um mehr als um die Weltpremiere: Festivals können Vernetzungsmöglichkeiten zwischen dem Film, den Vertrieben, Verleihen und vor allem auch der Presse bieten. Gerade die Filmkritik richtet ihre Aufmerksamkeit besonders dann auf einen Dokumentarfilm, wenn er im Rahmen eines Festivals präsentiert wird. Hierbei muss allerdings auch wieder nach der Größe und Aufgaben¬stellung des Festivals unterschieden werden.

Große internationale Festivals haben in der Regel eine Branchenplattform – inklusive Markt in Anwesenheit zahlreicher internationaler BranchenvertreterInnen – und bieten somit Vernetzung auch für Projekte in Entstehung. Festivals mit Pitching-Foren können durch eine langfristige Finanzie¬rungsoption etwa im Rahmen von Fonds sogar den Grundstein für eine strategische Partnerschaft legen. Ein kleineres Publikumsfestival bietet diese Aspekte nicht im gleichen Umfang, seine Qualität liegt im Austausch mit dem Publikum. Der persönliche Auftritt des Filmteams aus Regie, Pro¬duktion, Kamera, Schnitt und Protagonist.innen ist in seiner Bedeutung für den Abschluss der Arbeit am Film wertvoll und wichtig. Festivals sind Orte der Begegnung, ein Selbstverständnis, das sich in einer Online-Edition nur schwer umsetzen lässt – wobei auch in dieser Hinsicht erste Festivals kreative Lösungen gefunden haben. Die Prämisse: Jedes Festival sollte sein Profil schärfen, um den jeweiligen Partnern und dem Publikum gerecht zu werden.

My Festival first?

Grundsätzlich hinterfragt wurde das Selbstverständnis von Festivals insbesondere in Bezug auf den Premierenstatus. Filmfestivals lieben Premieren, die Anzahl der Premieren ist das Richtmaß, an dem sich der Wert eines Festivals scheinbar bemessen lässt. Dabei handelt es sich um eine Tradition, die sich aus der Besonderheit einiger weniger Festi¬vals heraus zu einer nicht mehr zeitgemäßen Eitelkeit gewandelt hat und mittlerweile rein mathematisch gar nicht mehr aufgehen kann. Sind Festivals wirklich die Geburtshelfer der Filme, als die sie sich zum Teil gerieren? Wer steht an erster Stelle? Der Film oder das Festival?

Festivals leben von den Filmen und können diese in der Reichweite und Auswertung unter-stützen. Mittlerweile kommt den Festivals in der Verwertungskette für Dokumentarfilme sogar eine ganz konkrete Aufgabe und Verantwortung zu (siehe oben): Die Festivals müssen einen Teil der ausblei¬benden regulären Kinoauswertung kompensieren. Sie sollten ihre Reichweite sowie die jeweilige regionale Verortung in jeder Hinsicht dazu nutzen. Und: Der Kulturkalender und die Filmbranche in diesem Land bieten den notwendigen Spielraum dafür, dass jedes größere Festival auch genügend Premieren präsentieren kann, so ganz en passant. Die Forderung der Branche: Die Premierenregelung muss international offener und im Sinne der Filme produktiver gedacht werden.

Money makes the world go round.

Filmkultur muss ihren Preis haben, egal ob sie im Kino oder online präsentiert wird. Darin waren
sich die Branchenvertreter.innen in den Workshops einig. Da Festivals in der schwieriger werdenden Auswertungskette von Kinodokumentarfilmen eine immer zentralere Rolle übernehmen, sind sie aufgefordert, reguläre Tickets zu verkaufen, um relevante Erlöse zu erzielen und den Rechte¬inhaber.innen reguläre Screeningfees zahlen zu können. Die Forderung: Alle Festivals sollten transparente und faire Modelle für die Erlösbeteiligung schaffen und weniger individuell mit dem Thema agieren.

Welche Tickets zählen für die FFA?

Interessant dabei war auch die Frage nach der Anerkennung der Tickets für die FFA-Zählung.
Bisher liefert nur die Anzahl der verkauften Einzeltickets die Grundlage für die Referenzförderung. Weil aber auf Festivals viele Filme über einen Festivalpass oder eine Akkreditierung gesehen werden, wäre es wichtig, auch diese Tickets anzuerkennen und regulär mitzuzählen. Das Gleiche gilt für die Tickets bei der Online-Auswertung auf Festivals. Diese werden bisher überhaut nicht berücksichtigt.

Eine Forderung, die eine in dieser Form bei Festivals noch nicht gängige Praxis ins Spiel bringt, wurde so formuliert: Festivals sollten nicht nur Reise- und Hotelkosten für die Filmemacherinnen und Filmmacher übernehmen, sondern auch ein Honorar für deren Anwesenheit zahlen. Die Prä¬misse: Die Filmgespräche stehen bei Festivals im Zentrum der Präsentation und die Teilnahme an diesen ist für die Macher.innen Arbeitszeit, die vergütet werden sollte.

Kino on demand?

Wie eingangs angekündigt: Die durch den Corona-Lockdown ausgelöste Entwicklung der Festivals zu Hybriden oder reinen Online-Editionen forcierte die Frage, wie es generell nicht nur mit der Präsentation und Auswertung der Kinodokumentarfilme, sondern mit dem Genre schlechthin weitergeht. Während wir uns aktuell intensiv und kontrovers mit der Frage beschäftigen, über welche Kanäle wir Filmkultur rezipieren können oder wollen, geht es im Prinzip schon längst um viel mehr: die Zukunft der Inhalte und der Form des Leitmediums Film.

Das Kino ist gleichzeitig der Ausgangspunkt und der Sehnsuchtsort für das, was wir allgemein als Filmkunst definieren. Das Kino hat als Leitmedium mit seinen wahlweise utopischen, dystopischen oder auch idealistischen Weltentwürfen ganze Generationen von uns unschätzbar bereichert und geprägt. Und jetzt? Bleibt uns der abendfüllende narrative Film, ganz gleich ob fiktional oder nonfiktional, als gesellschaftlich vereinbartes Narrativ erhalten, wenn das Kino an Zuspruch verliert?

Die Kanäle, über die wir unsere Filme empfangen und sehen können, sind nur ein Aspekt der sich mit der Digitalisierung grundlegend wandelt. Hier ist die Tendenz eindeutig und unumkehrbar: Das Kino wird sich weiter in Richtung „Premiumspielstätte“ entwickeln müssen, um seinen Platz zu verteidigen. Das lineare TV, mit Ausnahme von Sport und Events, wird aus unserem Sichtfeld verschwinden und das Streaming über diverse Plattformen wird den Großteil des Marktes besetzen.
Die „Digitale Leinwand“ als Surplus zur regulären Kinoleinwand bietet möglicherweise auch einen Weg für die reguläre Auswertung gerade von Kinodokumentarfilmen. Erste Festivals haben bereits erfolgreich mit einem Erlösmodell begonnen, das Kino und Online miteinander verbindet.

Back to the future?

Die andere, noch viel tiefgreifendere Umwälzung der Digitalisierung betrifft die Narration und ihre Gestaltung: Wer erzählt in Zukunft wem was wie? Konkret: Was ist der Inhalt von Laufbildmedien, wie sieht er aus, wer produziert ihn und wie wird das Geld damit verdient? Die Zeit, die Zuschau¬erinnen und Zuschauer beim Sehen von Laufbildmedien nicht vor dem Fernseher oder gar im Kino, sondern am Laptop, am Tablet oder gar am Smartphone verbringen, nimmt ständig zu. Die Rezep¬tion von Laufbildmedien über Plattformen wie YouTube oder andere soziale Medien macht gerade unter jungen Menschen einen immer größeren Anteil aus.

Gleichzeitig transformieren die Besonderheiten der neuen medialen Dispositive die Herstellung und damit die Wahrnehmung der Medieninhalte: Die geringere Blickfeldabdeckung, die Darstellung im Hochbildformat, die kurze Verweildauer bei erhöhter Schnittfrequenz und die damit verbundenen neuen Voraussetzungen für die Dramaturgie – content and function follow form?

Lassen sich im Netz die verschiedenen Formate und Wege zum Publikum zusammenbringen oder erleben wir einen „Clash of Cultures“ im wahrsten Sinne des Wortes? Die Erkenntnis: Wer den Kinodokumentarfilm erhalten will, muss den Zugang zu dieser Filmkultur über alle Wege gewährleisten.

Das Resümee

Filmfestivals werden von den Workshop-Teilnehmer.innen in der Auswertung der Kinodokumentarfilme nicht als Feind gesehen. Ganz im Gegenteil: Von Festivals wird gefordert, sich nicht nur bei der regulären Auswertung der Filme in jeder Hinsicht stärker einzubringen, sondern darüber hinaus auch das Genre für neues Publikum publik und zugänglich zu machen. Die Aufzeichnung der Veranstaltung vom 26. Oktober 2020 ist auf der Seite der AG DOK aufrufbar.

Daniel Sponsel ist Leiter des DOK.fest München und Vorstandsmitglied der AG DOK.

Der Beitrag erschien erstmals in der Black Box-Ausgabe Nr. 293.

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