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Alternative Finanzierungs- und Verwertungsmodelle

Erfahrungsbericht Sandra Trostel

Mein Dokumentarfilm ALL CREATURES WELCOME skizziert ein utopisches Bild der Gesellschaft im digitalen Zeitalter. Begleitet von dem Aufruf „use hacking as a mind set“ taucht der Zuschauer zusammen mit mir als Filmemacherin in ein dokumentarisches Adventure Game ein und erforscht auf den Veranstaltungen des Chaos Computer Clubs die Welt der digitalen Communities.

Das gesamte Unterfangen wird durch weitere transmediale Module entlang der Thematik des Films ergänzt und verfolgt das Anliegen, anhand eines konkreten Beispiels, den Diskurs über die freie Verfügbarkeit von Kultur und Wissen weiter zu führen. Das gesamte Projekt setzt sich zusammen aus:

– der Plattform CREATE YOUR OWN CULTURE, auf der der Film, das Rohmaterial und die Musik zum remixen angeboten werden.
– dem Musikprojekt THIES’S MYNTHERS FAIRY BOT ORCHESTRA, aus dem der Chaos Computer Choire entstanden ist.
– einer kulturpolitischen Debatte zum Thema PUBLIC MONEY = PUBLIC CULTURE, oder ÖFFENTLICHES GELD = ÖFFENTLICHES GUT.

Mehr zum gesamten Projekt unter www.allcreatureswelcome.net. Dort findet man auch einen Link zum Film, Open Educational Ressources und vieles mehr.


ALL CREATURES WELCOME (nur der Film) konnte komplett durch Crowdfunding finanziert werden. Durch zwei Kampagnen sind insgesamt Brutto 75.941€ zusammen gekommen. Es handelt sich dabei immer noch um Low Budget, aber durch viel Eigenleistungen, geringe Drehkosten (Dreh in Hamburg) und dem Zurückgreifen auf schon bestehendes Material, das im Rahmen eines Kurzfilms (finanziert durch die Filmförderung Hamburg–Schleswig-Holstein) entstanden ist, war das Budget ausreichend, um meine Arbeit und die meiner Mitarbeiter, sowie Technik etc. angemessen zu vergüten.

So konnte der Film nach einer Festival- und Kinoauswertung, am 01.01.2019 unter einer Creative Commons-Lizenz (CC-BY-NC-SA) frei verfügbar im Internet veröffentlicht werden. Das ist durch den Verzicht auf eine den Filmfördergesetzen unterworfene staatliche Förderung und die Gelder der öffentlich–rechtlichen Anstalten überhaupt erst möglich und der Grund, warum ich mich für eine Finanzierung durch Crowdfunding entschieden habe. Auf Grund seiner Thematik und Zielrichtung konnte dieser Film über alternative Wege realisiert und vertrieben werden. Crowdfunding funktioniert nicht mit allen Filmen und man muss sich vor Beginn genau überlegen, ob das eigene Projekt dafür überhaupt geeignet ist.


Zielgruppe und Supporter*innen

Das Thema und die Zielgruppe spielen eine große Rolle für den Erfolg einer Crowdfunding Kampagne. Die erste Frage, die man sich stellen sollte, ist, ob das Thema überhaupt eine größere Zielgruppe finden kann, und wenn ja, aus welchen Menschen sich diese Gruppe zusammen setzt? Wenn die angesprochene Zielgruppe sich nämlich nicht im Internet bewegt, Hemmungen hat, sich bei digitalen Diensten anzumelden und nicht mit Kreditkarte, oder PayPal Account ausgestattet ist, dann sollte man sich definitiv nach anderen Finanzierungsmöglichkeiten umschauen.

In der Literatur über Crowfunding sind sich die Autoren einig, dass die erfolgreichen Projekte meist Nischenthemen behandeln, Weltverbesserungsansätze haben und es schon Gruppen gibt, die als Zielgruppe in Frage kommen (z.B. Horrorfilm Interessierte). Für ALL CREATURES WELCOME war meine Zielgruppe digital affin, oder zumindest interessiert und somit bereit zu „klicken“. Beteiligt haben sich schlußendlich ca. 1050 Personen und der VPN–Provider www.ipredator.se, der sich für einen freien Zugang zu Kultur, Wissen und Bildung einsetzt und deshalb das Projekt großzügig unterstützt hat. Kommuniziert habe ich das Vorhaben unter anderem beim Chaos Communication Congress, der ca. 12.000 Besucher hat. Wenn man die Zahlen vergleicht, kann man ablesen, wieviel mehr Menschen ich ansprechen mußte, um überhaupt die Zahl von 1050 Supporter zu erreichen.


Wahl der Plattform

In Deutschland ist die bekannteste Plattform für Crowdfunding Startnext, die aber nur das Modell „all or nothing“ anbietet, d.h. man bekommt den gesammelten Betrag nur, wenn der zuvor festgelegte Gesamtbetrag erreicht wird. Genauso funktioniert auch die bekannteste amerikanische Plattform Kickstarter. Ich habe mich deshalb für Indiegogo entschieden, weil ich dort die Möglichkeit hatte flexibel, mit einem wünschenswerten finanziellen Ziel, zu funden. Im Laufe der ersten Kampagne musste ich feststellen, dass meine Zielgruppe oft PayPal boykottiert (Kreditkarte wurde damals noch nicht angeboten), weil PayPal vor Jahren die Gelder von Wikileaks eingefroren hatte. Ausserdem wurde der Wunsch geäussert, dass manche mir gerne Bitcoins geben wollten. So habe ich auf meiner eigenen Website die Möglichkeit der SEPA Überweisung und ein Bitcoin Konto eingerichtet. Dieses Angebot wurde rege benutzt.


Rewards / Perks (Belohnungen)

Meine Kampagnen basierten auf Belohnungen, wobei ich zusätzlich zur Spende aufgerufen habe. Das war im Fall von ALL CREATURES WELCOME legitim und wurde viel genutzt, weil es das übergeordnete Ziel gab den Film nach Deckung der Herstellungskosten frei verfügbar zu machen. So haben viele Supporter zur festgelegten Summe einen Betrag X hinzugefügt, um das Projekt mit einer Spende weiter zu unterstützen.

 Perks zur Kampagne
ALL CREATURES WELCOME

Als Rewards/Perks habe ich bewußt nur digitale Artikel angeboten, da physische Produkte zusätzlich noch hergestellt und verschickt werden müssen. Das verursacht wesentliche Mehrarbeit und auch Kosten, die kalkuliert werden müssen und somit den Gesamtbetrag in die Höhe treiben. Weiter würde ich beim Angebot von physischen Artikeln auch unbedingt eine „All or Nothing“ Kampagne empfehlen, da die Kosten für die Herstellung der Produkte sonst nicht garantiert gedeckt werden kann. Praktisch bedeutet das, wenn man z.B. eine DVD anbietet, dann bleiben die Herstellungskosten bestehen, auch wenn nur ein Supporter eine DVD gekauft hat, und nicht wie kalkuliert 50.


Kalkulation

Neben der normalen Kalkulation, die man über die Herstellungskosten des Films aufstellt, muss man für das Crowdfunding noch eine zusätzliche Kalkulation erstellen. Welche Posten diese Kalkulation enthält ist abhängig vom Projekt und ob noch weitere Produkte hergestellt werden müssen, oder nicht. In allen Kalkulationen sollte aber ein Posten für die Kampagnenerstellung und -durchführung, die Gebühren für die Plattform, PayPal, Kreditkarte und natürlich die Steuer bedacht werden.
Zum Thema Steuern kommen wir gleich nochmal in einem extra Kapitel.

 
Zwei Kampagnen, oder lieber eine?

Es gibt die Möglichkeit die Kampagne zu staffeln. D.h. man kann versuchen z.B. zuerst die Dreharbeiten und in einer zweiten Kampagne die Postproduktion zu finanzieren, oder den Film und die Distribution, etc. Ich hatte für ALL CREATURES WELCOME auch zwei Kampagnen durchgeführt, muss aber im Nachhinein sagen, dass es besser gewesen wäre sich auf eine Kampagne zu beschränken. So ein Crowdfunding kann auch als Spiel gesehen werden. Mit der ersten Kampagne konnte ich bei meinen potenziellen Supportern den Ehrgeiz erwecken es unbedingt schaffen zu wollen. So haben alle bis zur letzten Minute mitgeholfen, dass die erste Kampagne zu einem Erfolg wurde. Diese Spannung konnte ich für die zweite Kampagne nicht wieder aufbauen. Ausserdem bedeutet eine zweite Kampagne auch viel mehr Arbeit. Ich würde sagen, grundsätzlich muss beim Crowdfunding für jedes Projekt eine individuelle Strategie erarbeitet und gefunden werden.

Kampagne 1, Kampagne 2.


Marketing

Das Erstellen und Durchführen einer Crowdfunding Kampagne sollte auf keinen Fall unterschätzt werden. Sobald man den Text, das Kampagnenvideo und vielleicht einen Trailer fertig hat, geht’s erst richtig los. Meine Erfahrung, und auch die von anderen Crowdfundern, ist, dass man während der Kampagne mindestens vier Stunden täglich für die Betreuung einplanen sollte. Ausserdem ist es wichtig schon vor der Kampagne genügend Multiplikatoren zu finden, die das Projekt in ihren Netzwerken teilen, darüber schreiben, podcasten oder anderweitig darüber berichten. Mit den Multiplikatoren steht und fällt der Erfolg der Kampagne.

Insgesamt empfand ich das Durchführen der Kampagne als sehr mühsam. Man muss sich quasi ein Publikum aufbauen, obwohl es noch gar keinen Film gibt. Das ist schwierig. Allerdings gab es dafür später die Belohnung, dass eine Publikumsbasis schon da war und nur darauf wartete, dass der Film fertig wird. In meinem Fall wurden die Supporter später sogar zum Zuschauerverleih, d.h. einzelne Menschen, oder Gruppen sind zum Kino ihrer Wahl gegangen und haben gefragt, ob ALL CREATURES WELCOME gezeigt werden kann. Das hat in den meisten Fällen geklappt und hat zu Screenings in ca. 20 deutschen Kinos geführt.

Zum besseren Verständnis, was es bedeutet einen Film zu finanzieren, habe ich folgendes Erklärvideo erstellt: https://www.youtube.com/watch


Steuer

Grundsätzlich ist beim Crowdfunden jedes Projekt gesondert einzuschätzen, allerdings gibt es bereits ein paar Rechtsprechungen, an denen sich alle Projekte orientieren können. In steuerrechtlichen Fragen wurde ich dazu von den SteuerberaterInnen Anke Grothe (Hamburg) und dem AG DOK-Steuerexperten Herbert Nather (Köln) unterstützt. Zu Beginn habe ich erst einmal mit 19% Mehrwertsteuer auf den gesamten Betrag gerechnet. Das hat sich als gut erwiesen, weil ich so einen Puffer hatte und somit auf Nummer Sicher gehen konnte. Im folgenden seht ihr warum:

• Meine Grundkonstellation ist: Indiegogo (US Plattform), Backer aus 20 verschiedenen Ländern
• Alle Beträge unterliegen der Einkommenssteuer.
• Ob Umsatzsteuer bezahlt werden muss, hängt vom Land des Backers und nicht vom Land in der die Plattform beheimatet ist, ab. Das sollte man im einzelnen direkt mit einem Steuerberater besprechen. Da in meinem Fall der Großteil der Beteiligten aus Deutschland, bzw. aus Europa kommt, verzichten wir darauf in jedem einzelnen Land die MwSt abzuführen und zahlen für ausländische Beiträge keine MwSt. Im schlimmsten Fall würde die Strafe dafür geringer ausfallen, als der Arbeitsaufwand.
• Für die Perks Streaming und DVD fallen 19% MwSt an, für eine Screening Lizenz nur 7%.
• Einschätzung der gängigen Preise: Verlangt man für den Perk DVD 25€ so kostet eine DVD auf dem Markt ca. 15€ im Durchschnitt. Man würde dann 15€ Brutto rechnen und die restlichen 10€ laufen als Zuschuss, der nicht der MwSt unterliegt. Allerdings sehr wohl der Einkommensteuer! Legt die
Supporter*in noch einen Betrag on top, so zählt das auch als Zuschuß.
• Die Gebühren von Indiegogo und PayPal laufen als Betriebsausgaben, auch wenn es keine ausgewiesene Rechnung gibt (Ich habe leider von beiden Anbietern darüber keine Rechnung bekommen).
• Zum Thema Werbung: Ein beliebter Perk ist der Credit im Abspann. Handelt es sich dabei um eine einfache Namensnennung unter vielen, dann ist es keine Werbung. Wir jedoch das Logo einer Firma, oder ein Namen prominent genannt, dann ist das Werbung und mit 19% MwSt zu besteuern. (Richtwert: gemeiner Wert der Werbeleistung beträgt weniger als 50% des Wertes der Zuwendung des Geldgebers => Hinzu kommt folgendes:
⁃ Wenn der Backer keine Gegenleistung haben will (viele geben extra mehr um das Projekt zu unterstützen) und er/sie den Betrag nicht als Betriebsausgabe verbuchen will, dann zahlt man darauf keine MwSt.
⁃ Wenn der/die Supporter*in es als Betriebsausgabe geltend machen will, dann zahlt man auf alles MwSt.
⁃ Über größere Beträge gibt es auch die Möglichkeit einen Co-Produktions Vertrag abzuschließen.

Hier ein paar Rechenbeispiele, die mir sehr geholfen haben:

Die Filmemacherin erhält 1000 EUR. Dafür soll das Logo im Abspann abgebildet werden. Dieser Perk kostet eigentlich 400 EUR. Es werden also nur auf die 400 EUR Umsatzsteuer angerechnet und der Rest ist umsatzsteuerfrei. Würde der Perk 600 EUR kosten, dann würde auf die gesamten 1000 EUR Umsatzsteuer anfallen,
siehe oben: 50% Richtlinie!
Geht es also um einen größeren Betrag z.B. 15.000 EUR, für den der Backer keine Betriebsausgabe geltend machen will, dann ist folgendes Rechenbeispiel günstig für die Produktion: 500 EUR kostet ein Logo im Abspann + eine Screening-Lizenz und ein Download. Der Rest ist eine Geldhingabe ohne Gegenleistung.


Literatur

Alles, was ich zu diesem Thema in Erfahrung gebracht habe und was sich durch wiederkehrende Aussagen und Urteile auch bestätigt hat, findet sich zusammengefasst in diesem Text: Crowdfunding und Steuern – Die steuerliche Behandlung im Donation-Based-, Reward-Based-, Equity-Based- und Lending-Based-Crowdfunding im deutschen und österreichischen Rechtsrahmen, Hrsg: Karsten Wenzlaff / Institut für Kommunikation in sozialen Medien ikosom UG, 2014 (download als pdf)

Darüberhinaus kann ich folgende Literatur empfehlen:

Crowdfunding for Filmmaker, John T. Trigonis
Dok & Crowd, Paul Rieth

Und: auf Startnext gibt es viele nützliche Informationen.

Sandra Trostel ist Filmemacherin mit Fokus auf den Folgen der Digitalisierung. Sie setzt sich ein für einen offenen digitalen Raum mit freiem Zugang zu künstlerischen und wissenschaftlichen Arbeiten, die mit öffentlichen Mitteln gefördert wurden, und für Renumeration-Strategien, die das traditionelle copyright ersetzen.

Ihr Film ALL CREATURES WELCOME hatte Premiere bei DOK Leipzig 2018; dazu Sandra Trostel im Interview.

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